Bier
Seit 1612 wurde in Fürstenzell Bier gebraut. 1928 wurden die Brauerei und die anderen Wieningerbetriebe mitsamt den Abteigebäuden an die Brauerei Hacklberg verkauft, die diese schon zwei Jahre später an die Gesellschaft Mariens (Maristen) weiterveräußerte. Die seitdem stillgelegte Brauerei bestand noch bis kurz nach dem 2. Weltkrieg. 1950 wurde an ihrer Stelle das erste Fürstenzeller Rathaus ("Altes Rathaus") gebaut.
Klosterbrauerei
Das Zisterzienserkloster Fürstenzell, das schon seit seiner Gründung Wein aus der Wachau bezog und nach 1475 sogar am Fürstenzeller Weinhügel Wein anbaute, erhielt erst 1612 die herzogliche Erlaubnis, eine Brauerei einzurichten. Das Kloster befand sich zu der Zeit in einer Phase wirtschaftlicher Erholung und es spielten wohl auch geschäftliche Interessen eine Rolle, weil das Kloster Fürstenzell an der viel befahrenen Straße von Regensburg nach Wien lag. Die Brauerei war zusammen mit Mühle und Bäckerei als südliche Fortsetzung an den Konventtrakt angebaut.
Schon um 1650 wurde der große Märzenkeller zur Eiskühlung des Bieres in den Weinhügel getrieben und um 1680 eine Art Kellerschloss vor dem Eingang zum Keller errichtet. Drei Eisweiher lieferten im Winter das Eis für den Keller. Gleichzeitig wurde ein eigener Hopfengarten angelegt.
Bei der umfassenden Neugestaltung der Klosteranlage um 1770 unter Abt Otto Prasser wurden Brauerei, Mühle und Bäckerei als Anbau an den Prälaturtrakt neu errichtet. Diese noch recht neue Brauanlage konnte Johann Georg Wieninger im Zuge der Aufhebung des Klosters 1803 mit den anderen Klostergebäuden übernehmen. Dessen Sohn Felix, Enkel Georg und Urenkel Franz Wieninger führten die Brauerei bis 1928 weiter. Für die Wieninger Klosterbrauerei wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts zu den bestehenden Kellern aus der Klosterzeit weitere kleinere Keller im Weinhügel errichtet.
Zu Beginn des 20 Jahrhunderts warb die Klosterbrauerei Wieninger, deren Gesamtausstoß damals ca. 8000 hl. im Jahr umfasste, mit ihrem dunklen und hellen Lagerbier, Exportbier, saisonweise Bockbier und „dem besonders stark eingebrauten und sehr beliebten Fürstenzeller Märzenbock.“
Fam. Wieninger
Den Namen Wieninger kennen viele nur von der Wieningerstraße in Fürstenzell.
Fünf Generationen der Wieninger waren für die Entwicklung des Ortes Fürstenzell von entscheidender Bedeutung.
Es begann alles mit Johann Georg Wieninger (1746–1827), der als zweites von 16 Kindern in der Taverne von Trautmannsdorf bei Tittling geboren wurde und in Perlesreut das Handwerk des Hopfenhändlers erlernt hatte. Als 1803 das Kloster Fürstenzell aufgehoben wurde, hatte er sich mit Frau und 10 Kindern bereits in Vilshofen niedergelassen. Er ersteigerte er die Abtei- und Wirtschaftsgebäude und einen Teil der Grundstücke des ehemaligen Klosters Fürstenzell. Da er die Brauerei und Landwirtschaft des Klosters weiterbetrieb, schuf er die Voraussetzungen für die Entwicklung des Dorfes Fürstenzell. Der Sitz der Gemeinde und Pfarrei wurde von Irsham in das neue Dorf um das Kloster verlegt, für das sich der Name des Klosters „Fürstenzell“ einbürgerte.
Die Fürstenzeller Klosterbetriebe wurden vom Sohn Felix (1788–1857) und Enkel Georg (1832–1887) weitergeführt, die aber beide in Schärding wohnten und auch die dortigen Wieningerbetriebe (Brauerei und Gut Otterbach) betreuten. Erst Franz Wieninger (1864–1937, Sohn von Georg Wieninger, wohnte mit seiner Familie im Kloster Fürstenzell, während dessen Bruder Georg (1859–1925) die Schärdinger Besitzungen übernahm.
1937 drängte Franz Wieninger jun. seinen Vater, das Kloster Fürstenzell mit seinen Betrieben zu verkaufen. Die bischöfliche Brauerei Hacklberg, welche die Fürstenzeller Liegenschaften erwarb, verkaufte diese 1930 an die Gesellschaft Mariens („Maristen“) mit der Auflage, dass die Brauerei nicht weiterbetrieben werden dürfe.
Zwei Söhne von Felix Wieninger begründeten den erfolgreichen Vilshofener Zweig und die Rittsteiger Linie der Familie.
Die Wieninger waren nicht nur erfolgreiche Brauer, sondern auch sehr fortschrittliche Ökonomen, die sich um die Modernisierung der Landwirtschaft unserer Heimat höchste Verdienste erwarben.
Den Fürstenzeller Wieningern ist es hoch anzurechnen, dass sie die barocken Prunkräume des Klosters – Bibliothek und Festsaal – ungeschmälert erhalten haben.