Trennwirkung
Die schmale Öffnung in der Klostermauer erlaubt einen raschen, erlebnisartigen Perspektivenwechsel. Der Bereich des Marienplatzes ist eher ruhig und beschaulich, die barocken Sakralbauten, das Pfarrzentrum, das Rathaus und das Grün der Freiflächen geben diesem Teil seine ganz spezifische Prägung. Entlang der Passauer Straße ist es dagegen laut und geschäftig; der ruhende und der fließende Verkehr bestimmen zusammen mit den Geschäften, sommerlichen Straßencafés und Passanten das Bild.
Der Klosterkomplex hat wenig von seiner Geschlossenheit verloren, der Geschäftsbereich ist gewaltig angewachsen. Was über die Zeiten hinweg Bestand hat und sich als Konstante der Entwicklung erweist: die zweipolige Struktur des Klosterdorfs.
Text (leicht verändert): Johann-Bernhard Haversath
Klosterdorf
Nach der siedlungsgeschichtlichen Terminologie handelt es sich bei Fürstenzell um ein Klosterdorf.
Seine Kennzeichen lassen sich so zusammenfassen: Meist zweitürmige, große und prächtig ausgestattete Klosterkirchen mit zugehörigen Bauten (Prälatur, Refektorium, Kapitelsaal u.a.) und Wirtschaftsgebäuden bilden eine räumliche Einheit, von der ein großer Wirtschaftshof (Meierhof) sowie die Häuser der einstigen Klosterhörigen abgesetzt sind. Diese innere Struktur kommt hier wie in anderen Klosterdörfern (Aldersbach, Asbach, St. Veit, Metten, Vornbach, Rohr oder Weltenburg) durch eine Zweiteilung zum Ausdruck: Die Klostermauer grenzt den geistlichen vom weltlichen Bereich ab. Die Verbindung zwischen beiden Teilen wird, in Fürstenzell besonders eindrücklich, durch die Porte hergestellt.
Text (leicht verändert): Johann-Bernhard Haversath
Aktuelle Ortsentwicklung
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Ort weiterentwickelt, die angesprochene duale Struktur aber unverändert beibehalten. Aus kleinen Handwerkern und Gewerbetreibenden, die mit ihren Tätigkeiten auf das Kloster ausgerichtet waren, sind heute Geschäftsleute und Dienstleister geworden, die ein breites Branchenspektrum repräsentieren. Entlang der Passauer Straße und der Bahnhofstraße folgen sie mit ihren Geschäfts- und Büroräumen einer Linie, die durch die ehemalige Klostermauer vorgegeben war; letztere ist teilweise noch erhalten und leicht zu erkennen.
Text (leicht verändert): Johann-Bernhard Haversath